Verdrängung

Über schwierige Erlebnisse und traumatische Erfahrungen zu sprechen, braucht Mut. Viele Betroffene haben ihre Vergangenheit verdrängt. Auch die Gesellschaft hat die Schicksale der unter Zwang weggesperrten und fremdplatzierten Menschen lange ignoriert. Die mittlerweile ins Rollen gekommene Aufarbeitung des Unrechts ist schmerzhaft – für die Betroffenen und für die Gesellschaft.

© Verein Gesichter der Erinnerung, 2022

Das Ende des Schweigens

Bereits früh wurde Kritik an administrativ verfügten Fürsorgemassnahmen unter Zwang oder an Kindswegnahmen geübt. Doch das Echo war bescheiden, die Veränderungen waren es auch.

Fürsorgemassnahmen und Fremdplatzierungen waren Teil der Schweizer Sozial- und Familienpolitik. Sie basierten auf einem breiten Fächer gesetzlicher Bestimmungen und folgten einem gesellschaftlichen Sicherheitsbedürfnis. Dass dabei die Grenzen der Norm sehr eng gezogen und individuelle Bedürfnisse lange missachtet wurden, ist aus heutiger Perspektive schwer nachvollziehbar. ...

Späte gesellschaftspolitische Aufarbeitung

Nach mehreren Rückschlägen ist die Auseinandersetzung mit fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen in der Schweiz in den Medien seit einigen Jahren präsent und wird von Politik, Gesellschaft, Kultur und Forschung thematisiert. Zentral dabei waren und sind die Stimmen der Betroffenen. Bestrebungen zur Aufarbeitung von vergangenem Unrecht gab es in anderen Ländern bereits früher, so etwa in Kanada, Australien, Deutschland, Österreich, Schweden, Norwegen oder Belgien.

Und alle machten mit – wirklich alle?

Fürsorgemassnahmen unter Zwang konnten so lange bestehen, weil sie von der Gesellschaft mitgetragen und von den Entscheidungsträgern und -trägerinnen gestützt wurden. Es gab aber immer auch kritische Stimmen. Eine davon war Carl Albert Loosli.

Carl Albert Loosli in einer frühen, undatierten Aufnahme mit Schlips.

Carl Albert Loosli in einer undatierten Aufnahme. Fotograf: unbekannt

Ein früher und vehementer Kritiker von behördlichen Zwangsmassnahmen und Ungleichbehandlungen war der Bümplizer Dichter und Schriftsteller Carl Albert Loosli. Mit scharfer Feder schrieb er gegen solche Diskriminierungen und die «Administrativjustiz» an.

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