Gesundheitliche Folgen

Die medizinische Versorgung der von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen Betroffenen war lange Zeit unzureichend. Auch die strenge körperliche Arbeit und Misshandlungen zeigten im Verlauf des Lebens ihre Wirkung. Nicht alle Betroffenen erreichten ein hohes Alter; manche wurden krankheitsbedingt verfrüht aus dem Leben gerissen, andere begingen Suizid. Der Entscheid fürs Leben war oft ein bewusster Schritt.

© Verein Gesichter der Erinnerung, 2022

Die Gesundheit hat gelitten

Die Folgen von körperlicher Ausbeutung, medizinischer Vernachlässigung und traumatischen Erlebnissen sind mitunter existenziell.

Ungenügende medizinische Versorgung, mangelhafte Ernährung und Unterbringung bei gleichzeitig schwerer körperlicher Arbeit führten bei vielen Betroffenen zu körperlichen Langzeitschäden. Gewalt und Missbrauch lösten Traumata aus. Lange Zeit wurden den körperlichen und psychischen Auswirkungen von Fremdplatzierungen und Fürsorgemassnahmen unter Zwang wenig Beachtung geschenkt. ...

Gefühlsstürme kommen immer wieder

Titel des Tages-Anzeiger Artikels: «Sie leiden wie Kriegsveteranen Forscher untersuchten erstmals die psychischen Spätfolgen bei ehemaligen Verding- und Heimkindern.» vom 21. April 2015.

Tages-Anzeiger (2015)

Der Begriff des psychischen Traumas ist seit den 1980er-Jahren in der Psychologie und Psychiatrie anerkannt. Psychische Traumata können so gravierend sein wie schwere körperliche Verletzungen. Bei bleibenden psychischen Leiden aufgrund eines früheren Traumas handelt es sich um posttraumatische Belastungsstörungen. Die Forschung vergleicht diese mit jenen von Kriegserfahrenen.

Den Schmerz sichtbar machen

Künstlerische Ausdrucksformen machen Erfahrungen von Gewalt und Missbrauch sichtbar. Sie können dem Unaussprechbaren Gestalt geben.

Farbbild Öl auf Leinwand auf einem Tisch liegend, ohne Rahmung, das einen gekrümmten Menschen zeigt, rosa auf schwarzem Grund mit Spuren von Rot.

Gabriela Pereira, 2021 (Öl auf Leinwand): Der nicht enden wollende Schmerzensschrei, das Gefühl einer lebendigen Häutung. Der Mensch steht in der Ecke, eingesperrt im leeren Raum, und kämpft dagegen an.

«Das Bild passt zum Thema Spätschäden», sagt Gabriela Pereira. Die Bieler Künstlerin benennt die zerstörende und anhaltende Wirkung individueller und systematischer Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen in ihrer Kunst sowie in ihrem politischen Engagement. Sie kämpft dafür, dass Überlebende jeden Alters heute würdevoll leben können, ohne erneut administrative Zwangsmassnahmen erfahren zu müssen.

Wir sprechen in diesem Film

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