Beziehungen

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Die Erfahrungen in Beziehungen zu anderen Menschen beeinflussen unser Wohlbefinden und unsere Sicht auf die Welt.

© Verein Gesichter der Erinnerung, 2022

Vertrauen zu anderen Menschen ist das Fundament für jede Beziehung

Beziehungen zu anderen sind ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens und Erlebens. Sie basieren auf Vertrauen. Traumatische Erfahrungen beeinflussen die Fähigkeit zur künftigen sicheren und vertrauensvollen Beziehungsgestaltung.

Um zu überleben und sich gesund entwickeln zu können, ist der Mensch in seinen ersten Lebensjahren auf den Schutz und die Nähe mindestens einer verlässlichen Bezugsperson angewiesen. Diese Rolle übernehmen in der Regel die Eltern oder ein Elternersatz. Sie helfen dem Kind, sich in einem sozialen System zugehörig zu fühlen, sich darin zurechtzufinden und anhaltende emotionale Bindungen aufzubauen. Kann diese Vertrauens- und Beziehungsbildung in frühen Jahren nicht stattfinden, prägt dieser Mangel die künftige Bindungsfähigkeit meist wesentlich. ...

Namen geben Zugehörigkeit – oder grenzen aus

Unser Name, unser Geburtsdatum und weitere Angaben zur Person bestimmen unsere amtliche Identität. Der Name wurde uns von anderen Menschen gegeben und erscheint in Dokumenten oder Bewerbungen. Nicht immer widerspiegelt er die eigene Identität – insbesondere dann, wenn damit schmerzhafte Erfahrungen verbunden sind.

Ausschnitt aus der Geburtsurkunde von Mario Delfino. Es beinhaltet unter anderem die Namen seiner Eltern, Hinweise auf den Adoptionsentscheid und mehrere Vornamen für Mario Delfino. Sie sind teilweise durchgestrichen.

Der Auszug aus dem Geburtszertifikat von Mario Delfino zeigt die verschiedenen Namen, die ihm als Kind gegeben wurden.

In Heimen und Einrichtungen wurden viele Menschen nicht beim eigenen Namen gerufen. Sie erhielten Nummern oder wurden mit Schimpfwörtern angesprochen oder angeschrien. Einige Betroffene von Fremdplatzierungen trugen in ihrem Leben mehrere Namen. Namensänderungen durch Behörden oder Pflegeeltern kamen immer wieder vor. Einige Betroffene wählten später bewusst eigene Namen, die ihre persönliche Identität widerspiegeln. Manche erfuhren erst spät, etwa im Falle einer Adoption, dass sie einmal anders geheissen hatten. So ging es Mario Delfino. Bei seiner Heirat sah er sein Geburtszertifikat zum ersten Mal und erfuhr daraus auch die Namen seiner leiblichen Eltern im Alter von 35 Jahren.

Getrennt von der Familie und wieder zusammengeführt: Ein schwieriger Weg

Mit einer Fremdplatzierung oder administrativen Einweisung wurde der Kontakt zur Herkunftsfamilie schwieriger oder brach ganz ab. Die Wiederaufnahme familiärer Beziehungen gestaltete sich nach vielen Jahren der Trennung mitunter schwierig.

Der Titel des Artikels lautet: "Wenn ein Teil aus dem Familien-Puzzle herausgerissen wird."

Nadine Felix war als Säugling adoptiert worden. 2011 suchte ihre Halbschwester sie über die Medien. Tages-Anzeiger (2011)

Der Kontakt zur Herkunftsfamilie wurde von platzierenden Behörden oder Organisationen lange bewusst unterbunden oder zumindest erschwert. Geschwister im selben Heim wussten teilweise nicht, dass ein Bruder oder eine Schwester ebenfalls dort platziert war. Bei einer Adoption war lange kein Kontakt zur Herkunftsfamilie vorgesehen. Die Suche nach der eigenen Herkunft trieb und treibt deshalb viele Betroffene um. So erfuhr etwa Nadine Felix erst im Alter von 14 Jahren, dass sie als Säugling adoptiert worden war. 2011 wurde sie von einem Zürcher Lokalsender kontaktiert: Ihre Halbschwester war auf der Suche nach ihr. Damit lernte Nadine Felix erst im Alter von 35 Jahren ihre leibliche Familie kennen.

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